Deutschland

Feuerböcke, wilde Männer und Schreckmasken 

Schmucke Ansichten in Frankfurt-Höchst

Schmucke Ansichten in Frankfurt-Höchst. Foto: cd

Unterwegs auf der Hessischen Fachwerkstraße ­zwischen Dillenburg und Frankfurt am Main

Das „Jerusalem-Haus“ gilt als eines der schönsten ­Fachwerkhäuser in Wetzlar

Das „Jerusalem-Haus“ gilt als eines der schönsten ­Fachwerkhäuser in Wetzlar. Foto: cd

Fast 200 Kilometer ist sie lang, die „Variante 2“ des hessischen Teils der Deutschen Fachwerkstraße. Vom Westerwald führt sie über das Lahntal und den Taunus zum Main. Wie Perlen an der Schnur reihen sich malerische Orte mit Fachwerk vom Feinsten aneinander. 

Los geht es in Dillenburg. Die schönsten Fachwerk-Beispiele finden sich am alten Pfarrhaus und am Amtshaus von 1499. Zudem ist Dillenburg berühmt für das Hessische Landgestüt mit Kutschenmuseum und die Kronleuchter in den Ställen. Noch mehr imposante Fachwerkbauten versammeln sich in der Nachbarstadt Herborn. „Herborn lag an einer Kreuzung zweier wichtiger Handelsstraßen, der von Köln nach Leipzig sowie der von Frankfurt nach Antwerpen. Das brachte Wohlstand, der sich auch in der Bauqualität ausdrückte“, erklärt Stadtführerin Ulrike Litzba.

Baustile verschiedener Epochen

Wetzlars reicher Fachwerkschatz ist das Spezialgebiet von Kunsthistorikerin Gisela Dickopp. Kundig erklärt sie in der Altstadt die Baustile verschiedener Epochen und deren Symbole, etwa Gebälk in der Form des Andreaskreuzes, das in geschweifter Form als „Feuerbock“ bezeichnet wird, weil es der Abwehr von Bränden dienen sollte. 

Gisela Dickopp zeigt reich beschnitzte Eckständer und Schreckmasken, auch Neidköpfe genannt, die vor fremdem Begehr schützen sollten. Sie lässt versteckte „Mannfiguren“ in Streben und Ständern erkennen und erklärt den Unterschied zwischen „Hessenmann“ und „Wildem Mann“. Das sogenannte „Jerusalem-Haus“ gilt als eine der schönsten Fachwerkbauten der Stadt.

Limburg: ein Dom mit sieben Türmen

Durch das idyllische Lahntal geht es nun weiter nach Südwesten. Limburg liegt voraus, schon von Ferne imposant. Rot und weiß leuchtet der Dom mit sieben Türmen. Zu seinen Füßen duckt sich 
eine nahezu komplett erhaltene mittelalterlich 
geprägte Altstadt. Besonders anheimelnd wirkt die Limburger Fachwerkherrlichkeit zur blauen Stunde, wenn Nachtwächter Paul-Josef Hagen mit interessierten Gästen im Gefolge seinen Gang antritt. 
In historischem Gewand führt er durch die engen Gassen, zeigt Fachwerk-Juwelen wie das „Gotische Haus“ oder das „Haus der sieben Laster“.

Auf der B 8 geht es weiter nach Südosten. Ein Stopp in Bad Camberg lohnt sich wegen des kreisrunden Marktplatzes und des Amtshofgebäudes, das mit 144 Metern einer der längsten Fachwerkbauten Deutschlands ist. Idstein ist die letzte Station am von der Sonne verwöhnten westlichen Taunusrand mit seinen vielen Streuobstwiesen. Die ehemalige Residenzstadt beeindruckt mit gewaltigem Bergfried und besonders reich geschmückten Fachwerkbauten auf engstem Raum. In intensiven Blautönen leuchtet das mächtige „Schiefe Haus“.

Hinter Bad Soden ist schon die Skyline der Main-Metropole zu sehen. Die Fachwerkstraße endet in Frankfurt-Höchst. Seit 1972 steht die Altstadt unter Denkmalschutz. Die schönsten Bauten liegen am Burggraben und dem Schlossplatz mit seinen 
gemütlichen Kneipen. In Sichtweite strömt der Main dahin. Fast unwirklich erscheint die dörflich anmutende Idylle am Rand der Großstadt. Weitere Infos unter www.deutsche-fachwerkstrasse.de
 

Claudia Diemar
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